Adventskalender: Elfter Dezember


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Brücken bauen

Vor kurzem hat ein Märchen in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Für mich ging es darum, wie ein Mensch zu einem völlig andersartigen Wesen eine tiefe, liebevolle Beziehung aufzubauen vermag. Ihm die Chance gibt, in einer befremdlichen, grausamen Umgebung Vertrauen zu schöpfen und in seiner Schönheit und Würde erkannt zu werden. Wo entspringt die Quelle solch grenzüberschreitender Zuneigung?

Im abschließenden Gedicht, das Rumi zugeschrieben wird, ist von Demut die Rede.

Unfähig, Deine Gestalt zu erkennen
finde ich mich von Dir umgeben.
Dein Dasein füllt meine Augen mit Deiner Liebe,
mein Herz begegnet Dir mit Demut
denn Du bist überall.

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...Demut empfinden im eigenen Herzen vor einer allgegenwärtigen Liebe ... deren Ursprung man doch nicht so recht in ihrer Form fassen kann ... und die doch unsere Augen mit ihrer Liebe zu füllen vermag.

Demut ist für mich eine innere Haltung, die uns in ihrer Essenz darin bestärkt, offen zu sein für das Wirken und das Sein des Anderen.

Im Märchen stecken in dieser andersartigen Kreatur Kräfte, die letztendlich ein Zusammensein in wideren Umständen für beide ermöglichen. Liebe findet einen Weg.

Mit allen guten Wünschen für diese Adventszeit,

Ellen Bertrand

Das Märchen ist im Film "Shape of Water" verarbeitet, in dem auch das Gedicht von Rumi enthalten ist.
Ausführliche Besprechung der Arbeit von Rumi und des Films "Shape of Water" von Allen Deckert (in engl. Sprache).

Text und Übersetzung des Gedichts: Ellen Betrand
Bildnachweis: Wolkenspiel auf Malta, Foto: Michael Bartl
Türchengrafik: S.Terme